Ab und an werde ich auf Facebook oder auch per Mail gefragt, ob ich ein paar Tipps parat habe. Häufig kommen auch Fragen wie „Wie würdest Du das Bild besser machen?“ oder „Warum ist mein Foto unscharf?“. Im Laufe der Zeit habe ich ein paar der häufigsten Antworten gesammelt und festgestellt, dass ich selbst manchmal diese nicht umsetze. Ich versuche hier mal diese Antworten zusammenzufassen.
Bestreite Deinen eigenen Weg zum Foto

Es ist immer schön, Tipps von anderen Fotografen zu erhalten und diese umsetzen zu können. Leitfaden durch exerzieren, alles nach Anleitung,… kann man machen. Aber letztlich ist der eigene Weg das Ziel und das Foto muss Dir gefallen. Du musst entscheiden, ob es makellos und absolut „clean“ sein soll, ob es abstrakt oder künstlerisch wirken soll. Es ist Dein Foto, Du machst es in erster Linie für Dich.
Lass Dir das Bild nicht von anderen schlecht reden. Nimm konstruktive Kritik an und überlege Dir, ob und wie Du diese umsetzen möchtest. Nichtkonstruktive Kritik filtere aus und lass Dich davon nicht madig machen. Lass Dich nicht von Likes in sozialen Medien lenken – sie sind weniger aussagend, als es den Anschein macht.
Du hast das Bild gemacht, Du hast Dir was dabei gedacht und Du möchtest es für Deine Erinnerung haben. Wenn andere an Deinen Bildern Freude haben, ist das ein schöner Bonus.
Lerne die Bedienung Deiner Kamera auswendig
Gerade in der Wildlife-Fotografie muss es oftmals sehr schnell gehen. Tiere sind plötzlich vor der Linse, bewegen sich scheinbar unberechenbar und so sind genauso schnell wieder weg. Genauso schnell musst Du Deine Kamera bedienen können.
Das Menü sollte zumindest gut bekannt sein und alle Funktionen sollten schnellstmöglich greifbar sein. Frei belegbare Tasten sollten auch entsprechend belegt sein und nicht ins Leere laufen. Besonders das Belichtungsdreieck (Belichtungszeit – Blende – ISO) und die AF-Funktionen sollten mit einer Fingerbewegung verstellbar sein. Wenn Deine Kamera verschiedene Einstellungsprofile unterstützt, nutze diese Funktion und lege Dir vorab Profile nach häufig auftretenden Situationen an – dunkler Wald, schneller Vogel, gleißendes Sonnenlicht zum Beispiel.
Nutze die Kamera so oft es geht – auch wenn kein Foto dabei rum kommt. Probiere, spiele, teste und lerne.
Bild: Kamerabedienung, StockImage, Pixabay, Image by Valentin J-W from Pixabay

Lerne die Natur kennen
Lerne das natürliche Habitat der Tiere kennen und versuche das Verhalten der Tiere vorherzusagen oder zumindest zu erahnen. Setz Dich einfach mal einen Nachmittag oder Abend halbwegs versteckt an den Waldrand und nimm die Natur erst mal nur wahr. Die Kamera brauchst Du dafür nicht. Höre auf Geräusche und versuche sie zu orten. Achte auf Wind, Licht und die direkte Umgebung. Schon nach kurzer Zeit wirst Du viel mehr sehen, hören und erleben. Du lernst automatisch zu interpretieren und bereitest irgendwann schon im Kopf vor, dass genau da vorne gleich ein Reh die Wiese betritt. Diese Art von Achtsamkeit erfordert viel Übung und auch innere Ruhe. Aber das Üben bringt viel Achtsamkeit und innere Ruhe.
Schreibe Deine Beobachtungen detailliert nieder und versuche diese Erlebnisse zu wiederholen. Du wirst feststellen, dass sich eine Art Regelmäßigkeit ergibt. Und wenn die Regelmäßigkeit ausbleibt, wirst Du lernen warum.
In Deinem „Beobachtungs-Logbuch“ solltest Du neben Datum, Zeit, Ort und Tierart auch die äußeren Umstände notieren; Temperatur, Wind, Licht und besondere Umstände wie Jagddruck oder Spaziergänger. Je detaillierter und öfter Du das pro Ort machst, desto besser werden Deine Vorhersagen. So kannst Du auch perfekt Ansitzpunkte für Dich erkunden.
Immer schön leise, langsam und unauffälig
In der Natur bewegst Du Dich schön langsam, leise und vorsichtig – egal zu welcher Zeit. Das ist die oberste Prämisse in der Wildlifefotografie, denn wir wollen unter keinen Umständen die Tiere erschrecken, stören oder aufscheuchen. Das verbietet theoretisch schon das Gesetz. Aber davon ab: Du möchtest etwas erleben und die Natur genießen. Das erreichst Du nur durch Ruhe, Besonnenheit und Vorsicht.
Gedeckte Kleidung, gutes Schuhwerk und etwas zum Tarnen sind unabdingbar. Zum Tarnen muss es nicht gleich eine komplette Vollmontur sein. Es gibt zum Beispiel größere Tarnschals, die sich gut verstauen lassen und für das Herstellen eines einfachen Sichtschutzes vollkommen reichen.
Nutze die richtigen Autofokuseinstellungen
Nahezu jede Kamera hat verschiedenste AF-Einstellungen. Viele haben mittlerweile Motiverkennung und stellen automatisch das Tier oder dessen Auge scharf. Zudem solltest Du prüfen, ob Deine Kamera AF-Tracking hat. Das bedeutet, dass die Kamera das erkannte Motiv automatisch verfolgt.
Mache Dich mit den Autofokuseinstellungen vertraut und lerne sie anzuwenden. Lege Dir die Funktionen auf eine separate, gut zu erreichende Taste, wenn Deine Kamera das erlaubt. Ich habe meine so konfiguriert, dass ich auf einer Taste die Motiverkennung umschalte und auf der danebenliegenden die AF-Methode bzw. dessen Feld.
Verwende die Serienbildfunktion
Viele Bilder bedeuten auch viel Ausschuss. Jedoch sind heutzutage brauchbare Speicherkarten immer günstiger, da spielt die Menge an Bildern nur noch eine untergeordnete Rolle. Durch die Serienbildfunktion erwischt Du viele tolle Momente. Das Reh, dass die Zunge rausstreckt oder der Falke, der gerade eine Maus packt. Mit einem Einzelbild gehört schon sehr viel Glück dazu, im richtigen Moment auszulösen.
Apropros Speicherkarte
Schnelle Speicherkarten sind wichtig und auch wichtig ist, eine gewisse Menge an Speicherkarten zu haben. Geht eine kaputt, ist der Verlust nicht so hoch. Wenn Deine Kamera CF-Express (Typ A oder B) unterstützt, verwende gerne diese. Zwar sind sie deutlich teurer aber zum Einen robuster und zum Anderen schneller, was die Serienbildfunktion gerne hat.
Ich trage in der A9III zwei CF-A mit 160GB rum. Zwei weitere schlummern im Rucksack. Zudem habe ich diverse SD-Karten verschiedenster Größen für die A6700 dabei.
Wichtig: formatiere die Speicherkarten immer in der Kamera, nicht mit dem PC!
Das richtige Objektiv

Das Teleobjektiv ist das noch etwas wichtigere Werkzeug als die Kamera. Gute Qualität der Linsen (gegen chromatische Aberration und Vignettierung) und ein schneller AF sind sehr wichtig. Zudem brauchst Du in der Wildlife-Fotografie viel Brennweite. Ein gutes Zoom mit 200 bis 600mm zum Beispiel ist ideal.
Auch das Öffnungsverhältnis ist entscheidend. Je offenblendiger das Objektiv ist, desto mehr Licht gelangt auf den Sensor, was in der Dämmerung sehr sinnvoll ist.
Ich selbst nutze mittlerweile hauptsächlich eine Festbrennweite – das Sony 300mm f/2.8 GM. Dieses hat eine Blende von f/2.8. Mit dem Telekonverter komme ich auf 600mm f/5..6.
Bild: Teleobjektiv, StockImage, Pixabay, Image by Mariya Muschard from Pixabay
Achte auf das Wetter – besonders auf den Wind
Bevor Dich ein Tier sieht, riecht es Dich und das auf teilweise sehr weite Strecken. Besonders Rehe und Füchse sind sehr anfällig gegen Gerüche, die sie nicht kennen. Deshalb achte immer darauf, gegen den Wind anzusitzen. Beachte auch, dass Duschgel, Deo, Insektenschutzsprays und ähnliches die Tiere aufschrecken lässt. Also lieber nach der Tour duschen und Mückenstiche tolerieren.
Zum Thema Wetter brauche ich nicht zu sagen, dass Gewitter gefährlich sein können. Auch Sturm in einem Wald bringt große Gefahren mit sich.
Aber welches Wetter ist perfekt? Ich gebe zu: ich bin ein Schönwetterfotograf. Sehr kurze Belichtungszeiten funktionieren leider schlecht im Regen oder unter dunklem Himmel. Aber so richtig klarer Himmel ist auch nicht das Richtige. Ich nutze am Liebsten tagsüber leicht bewölkten Himmel, da dann auch das Licht nicht so hart ist. Morgens und Abends ist es egal. Aber mich reizen auch Fotos im Regen: Ein Regentropfen, der bei sehr kurzer Belichtungszeit das Tier trifft, hat was.
Der entscheidende Tipp: einfach machen
Letztlich ist egal, was Du liest, hörst und siehst. Fang einfach an. Schnapp Dir Dein Setup und geh auf das nächste Feld oder in den Wald oder sogar in den Garten. Egal wo. Überall kommt zur richtigen Zeit das richtige Motiv. Schreibe Dir auf, was Du wann und unter welchen Bedingungen gesehen hast und in kurzer Zeit lernst Du sehr viel dazu.
Halte Dich an die Bestimmungen des Ortes (Naturschutzgebiet, Wald- und Forstarbeiten,…) und begegne der Natur stets mit Respekt.
Ich wünsche Dir viel Spaß dabei.