Wildlifefotografie hat mit Geduld zu tun – sehr viel Geduld. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen der Pirsch (also dem Wandern mit der Kamera von Ort zu Ort) und um den Ansitz (das Warten auf das Motiv an einer Stelle). Was aber davon ist besser? Wovon macht man abhängig, ob man Ansitz oder Pirsch betriebt?
Der grundsätzliche Unterschied
Bei einer Pirsch nehme ich mir die Kamera (am Besten schon mehr oder minder in Anschlag) und ziehe von einem möglichen Spot zum nächsten. Dabei komme ich spontan an Motiven vorbei, die dann auf dem Speicherchip landen. Natürlich verhalte ich mich dabei leise, gehe ruhigen Schrittes und versuche dauerhaft, dass ich kein Tier aufschrecke. Dies ist mitunter sehr anstrengend, da jeder Schritt wohl überlegt sein muss.
Ansitz betreibe ich, wenn ich genau weiß, was ich fotografieren möchte und ich weiß, wo ich mein Zielmotiv finde. Fuchsbau, Dachsburg und Eisvogelansitz sind einige dieser möglichen Ziele, die eher im Ansitz erfolgsversprechend sind. Ansitz fordert sehr viel Geduld und kann mitunter sehr langweilig werden, es herrscht aber auch immer eine gewisse Aufregung, wann denn das Motiv nun kommt.
Wann Pirsch? Wann Ansitz?
Die Pirsch ist für mich persönlich wichtiger. Ich liebe die Bewegung, das Wandern und das Auskundschaften. Gerade letzteres geht nur bei der Pirsch. Wenn ich also neue Gebiete erkunde und mögliche Motive noch nicht kenne, wandere ich durch das Gebiet. Ich schaue detailliert auf Spuren von Tieren wie zum Beispiel Wildwechsel, Nester, Baue, Kot und ähnliches, aber auch mögliche Verstecke für mich. Aus den gewonnenen Informationen ergeben sich dann lohnenswerte Orte für einen Ansitz.
Aber auch wenn ich die Orte schon kenne, bin ich lieber unterwegs. Ich brauche die Bewegung und die Abwechslung mit spontanen Begegnungen.
Jedoch muss man sich auch im Klaren sein, dass bei der Pirsch oder beim Wandern die Tiere viel häufiger gestört werden können. Deshalb mache ich dies ausschließlich auf Wegen. Und auch dort nur vorsichtig und achtsam, denn nur so habe ich auch die Chance bei der Pirsch ein tolles Motiv ablichten zu können.
Wenn ich genau weiß, welches Tier ich wo finde und ich mich auf dieses Tier konzentrieren möchte, begebe ich mich in den Ansitz. Das bedeutet ich setze mich möglichst getarnt an einen zuvor ausgesuchten Punkt und warte dort auf mein Zielmotiv. Dort verharre ich teilweise mehrere Stunden und konzentrieren mich auf meine Umgebung. Die Tiere müssen zu mir kommen, damit ich sie fotografieren kann.
Ansitz kann sehr langwierig sein und ohne vorher die Umgebung kennengelernt zu haben, macht es nur wenig Sinn. Es ist dann erfolgsversprechend, wenn ich weiß wann welches Tier dort vorbeikommt. Und auch dann erfordert es Geduld und die Wahrscheinlichkeit mit leerer Speicherkarte nach Hause zu kommen ist recht hoch. Dafür ist es deutlich entspannender.
Ansitz erfordert aber auch Rücksprache. Besonders im Wald sollten Jäger oder Förster über den längeren, versteckten Aufenthalt informiert werden. Auch wenn ich theoretisch keine Genehmigung bräuchte, weil ich mich nicht in einem Naturschutzgebiet aufhalte und am Wegesrand ansitze, möchte ich der Vorsicht halber andere über mein Versteck aufklären.
Tipps für die Pirsch
- gedeckte Kleidung verwenden
- Kamera im Anschlag – zum Beispiel am Brustgurt des Rucksackes tragen
- langsames – vor allem achtsames Bewegen
- bei Motivsichtung vorsichtig in Deckung gehen oder ablegen
- Ruhe lassen beim Fotografieren
- das Tier nicht stören
- Orte ruhig mehrfach begehen
- Windrichtung beachten
- Zeiten, Hotspots, Trittsiegel und Tierarten merken für eventuell folgende Ansitze
Tipps für den Ansitz
- Ort weit vor der Hauptzeit antreten
- Tarnung oder gar (nach Rücksprache) ein Tarnzelt verwenden
- auffällige Bewegungen und Geräusche vermeiden
- Jäger / Pächter informieren
- stabiles Stativ verwenden
- für die meisten tierischen Motive gilt: Dämmerungszeit = Ansitzzeit
- auf Verhalten anderer Tiere achten (zum Beispiel Eichelhäher)
- Windrichtung beachten
Bei der Pirsch fotografiert












Im Ansitz fotografiert












Fazit
Wenn Du viele Facetten der Natur erleben möchtest, Dich noch nicht für ein Zieltier entscheiden kannst oder noch nicht weißt, wo Du es findest, kann ich die Pirsch empfehlen. Die dabei gewonnenen Kenntnisse sind für spätere Ansitze wichtig. Sofern Du Dich für ein Tier entschieden hast, dessen Standorte kennst und Geduld beweisen kannst, ist der Ansitz die bessere Methode.
Ich bin viel lieber unterwegs und streife durch die Natur, als stundenlang an einer Stelle zu sitzen – auch wenn ich weiß, dass Ansitz in dem einen und anderen Moment besser wäre. Nach meinem Umzug fehlen mir auch noch die notwendigen Kontakte um Ansitze abzusprechen. Es tut sich diesbezüglich aber auch Einiges.